Die Nassovia beim Head of the Charles in Boston erfolgreich

Gleich zwei mal war der RC Nassovia auf dem Siegerpodest vertreten. Nach der erfolgreichen Saison – oder soll man sagen vor der kommenden Saison – probierte sich Jonas Gelsen erneut mit seinem hessischen Trainingskollegen Marc Weber im Doppelzweier aus. Nach dem Rennen in Essen im Frühsommer setzte sich diese Paarung über die knapp 5 km lange Strecke auf dem Charles River in Boston durch. Ein schöner Erfolg für Jonas und Partner Marc. Beide trainieren am Bundesstützpunkt in Frankfurt mit Trainer Ralf Hollmann. Selbst Bundestrainerin Bielig will dem Doppelzweier die Chance lassen, sich hier vorzubereiten, um sich für internationale Aufgaben vorzubereiten.

Der andere Doppelzweier, der einen dritten Platz belegte, war mit Carsten und Sara Brzeski besetzt. Beide waren zuvor in Einern über die Strecke gegangen und dann im Familiendoppelzweier vereint im Boot. (rüdi)

Carsten Brzeski berichtet von der unvergleichlichen Atmosphäre dieser Regatta in Boston eingegangen:

Es gibt drei Regatten, die man als Leistungsruderer wenigstens ein Mal in seinem Leben besucht haben muss: Luzern, Henley und das Head of the Charles in Boston. Vor allem das Head of the Charles in Boston ist nicht allen in Europa ein Begriff. Dabei ist es der Herbstklassiker schlechthin. Die größte 3-Tages-Regatta der Welt. Eine Langstreckenregatta über knapp 5 Kilometer auf einer kurvigen, anspruchsvollen Strecke von Boston nach Cambridge (oder besser: Harvard), an der an sonnigen Tagen mal schnell eine halbe Million Zuschauer am Rand stehen können. Einfach ein absolutes Muss.

Dieses Jahr starteten drei Nassoven zusammen mit mehr als 11 000 Teilnehmern auf dieser Regatta. Jonas mit Marc Weber im Championship Doppelzweier und die “Trainingsgruppe Brzeski” mit Carsten im Masters Einer, Sara im Leichtgewichts-Frauen Einer und zusammen im Parent-Child Doppelzweier.

Die Teilnahme am Head of the Charles ist mit viel Aufwand verbunden: eine lange Flugreise, Zeitumstellung, Hotelübernachtung und Mietboote, die nur einen Tag vor den Rennen auf einem überfüllten Fluss getestet werden können, machen auch den Charme dieser Regatta aus. Mit Menschen überflutete Brücken und Ufer bieten während der drei Tage Regatta ein Erlebnis aus einer anderen Welt, wenn man es mit deutschen Regatten vergleicht, auf denen man ja schnell alle Besucher mit Vornamen kennt.

Carsten machte schon Freitagfrüh den Anfang und belegte als bester Ausländer den 21. Platz in einem Feld von mehr als 120 Startern im Masters-Einer. Am Samstag zeigten Jonas und Marc dann dem amerikanischen WM 7., wo der Hammer hängt, und gewannen souverän ihr Rennen. Mit der Startnummer eins in das Rennen gegangen, hatten sie Gegner und Strecke gut im Blick und Griff. Der erste ausländische Sieger in dieser Klasse seit den Sinkovic Brüdern. Wenn das mal nicht ein gutes Omen ist. Kurz danach ging Sara über die Strecke und lieferte sich lange Zeit ein hartes Duell mit zwei Lokalmatadorinnen. In einem mit Nationalmannschaftsruderinnen aus den USA und Kanada gespickten Feld, belegte Sara letztendlich einen guten 12. Platz im Leichtgewichts-Fraueneiner.

Sonntagfrüh gab es erst einmal touristisches Rahmenprogramm durch Carsten und die kleine Reisegruppe bekam zusammen mit Coach Ralf Hollmann eine Privattour auf dem geschichtsträchtigen Campus der Harvard University. Dort wo Carsten auch schon als Lecturer tätig war. Danach konnten Jonas und Marc noch das Leben als Regattatourist genießen und sich bei bestem Wetter die spektakulären Achterrennen anschauen. Hier gibt es eigentlich jedes Jahr mindestens einen Crash zu bestaunen oder einen Achter, den es aus der Kurve trägt und der an einem Brückenpfeiler zu zerschellen droht. Den Abschluss machten dann am Sonntagnachmittag Carsten und Sara im Parent-Child Doppelzweier. In einem Feld mit fast 50 Booten und vor allem Vätern mit ihren Söhnen, überholten sie etliche Boote, kämpften sich auf einen dritten Platz vor und holten sich so erschöpft aber glücklich die Bronzemedaille.

Ein großartiger Saisonabschluss, bei keiner der drei Nassoven mit leeren Händen nach Hause flog. Für die “Trainingsgruppe Brzeski” war es der Abschluss von zwei coronabedingten Jahren, in denen Sara nicht in den Niederlanden studieren und rudern konnte, sondern sich mit ihrem Vater herumschlagen musste. An dieser Stelle vielen Dank für die tolle Unterstützung der Nassovia in dieser Zeit. Für Jonas und Marc war es hoffentlich der Anfang eines tollen Projekts, an dessen Ende in zwei Jahren die Teilnahme an den Olympischen Spielen steht. So war Boston also nicht nur ein einmaliges Erlebnis, sondern Ende und Anfang zugleich (Carsten Brzeski)