Berlin: Rund um Wannsee und Quer durch Berlin

Mein diesjähriger Ausflug nach Berlin ist eigentlich unserem Mitglied Martin Clark zu verdanken. Als er vor rund 20 Jahren aus England nach Frankfurt kam wurde er Mitglied zunächst bei der FRG-Nied. Dort wurde Anfang der Neunziger im Winter nicht gerudert. Regatten wurden kaum besucht. Durch hartnäckiges Bemühen konnte er eine Änderung herbeiführen: schnell blieb die Pritsche auch im Winter im Wasser und er fuhr mit Höchster und Nieder Ruderen auf Masters und internationale Regatten. Verschiedenste Ruderorte wurden fester Bestandteil der auch heute noch aktiven Mastersgruppe von Ruderern der Nassovia und FRG Nied. Von vielen solcher Regatten wurde schon berichtet. Starnberg, London, Basel und viele mehr. Aber ein Ziel blieb bis heute noch unerfüllt: eine Frankfurter Mannschaft zu überzeugen, in Berlin auf Regatta zu fahren. Jedes Jahr gab es bisher mehr oder weniger gute Ausreden. Aber es ist eben schwer, acht Ruderer plus Steuerfrau/mann zeitlich unter einen Hut zu bringen.

Dieses Jahr also machten sich Martin Clark und Rüdiger Dingeldey auf den Weg nach Berlin. Wir hatten bei einem Berliner Ruderfreund vorgefühlt und darum gebeten, uns in einen Achter einzuplanen. Michael Buchheit, mehrfacher Ruderweltmeister der Leichtgewichte, nahm uns unter die Fittiche. Die Organisation klappte perfekt. Jetzt können wir wirklich sagen, „wisst Ihr Frankfurter Ruderer überhaupt, was Euch entgeht? Berlin ist ein absolutes Ruderparadies: eine große Zahl Rudervereine und verschiedene wunderschöne Rudergebiete: der Fluß (Spree), der Landwehrkanal und andere interessante Wasserwege liegen in der Stadt, aber auch Havel und Wannsee außerhalb der eigentlichen Stadt (wo ist das genau?) in der Nähe von Potsdam sind ein „Berudern“ wert.

Jedes Jahr Anfang Oktober gibt es zwei spannende Achterrennen in Berlin: das 15km “Rund um Wannsee” Rennen (Ultralangstreckenregatta jeweils am 3-Oktober) und “Quer durch Berlin” – eine „normal“ Langstreckenregatta im Stil des Londoner „Head of the River Race“ – 200 Achter fahren 6,4 km auf der Spree von Charlottenburg zum Kanzleramt. Zwei Wochen später gibt es sogar noch den Silbernen Riemen von Berlin. Das nehmen wir uns mal für die Zukunft vor.

Unseren Ruderplatz fanden wir also über Michael in einem Renngemeinschaftsachter mit Wiking Berlin und Potsdam. Ziel war die Teilnahme bei Rund um den Wannsee – und es wurde eine wunderschöne Regatta!

Leider mussten wir auf die anvisierte Touristenfahrt durch Berlin per Ruderboot verzichten: Michael hatte geplant, dass wir vom Clubhaus Wiking am Landwehrkanal im Südosten der Stadt die 34km Fahrt durch die Stadtmitte zum Start am Wannsee bereits am Mittwoch, den 2. Oktober, zurücklegen. Leider hatten wir jedoch keine vollständige Mannschaft dafür – aber spektakulär wäre es gewesen. Am Ende wurde das Boot ganz traditionell mit dem Hänger und Zugmaschine transportiert.

Das Rennen “Rund um Wannsee” ist für Renn- und Gig-Achter ausgeschrieben. Der Massenstart erfolgt in zwei Reihen von etwa 35 Booten (jeweils Rennachter und Gigachter). Über die ersten 2 km geht es richtig hektisch zu ( dieses Gefühl kenn auch die Genießer des Roseninselachters am Starnberger See!), weil die Mannschaften versuchen, sich vor der ersten Kurve von einigen Gegnern abzusetzen. Danach wird die Strecke etwas enger und das Überholen schwieriger.

Nach den ersten zwei Kilometern fängt die Touristentour an, falls man das bei einem Rennen über 15km sagen kann: es imponieren die Glienicke Brücke (bekannter Ort für den Austausch der Spione während des kalten Krieges), der Babelsberger Park mit Schloss, imposante historische Villen sowie wunderschöne Buchten und Kanäle, durch die man fährt. Insgesamt sind 15 km bis zum Ziel am “traditionellen” Clubhaus des “Berliner Ruder Club (BRC)” zu rudern – eine spektakuläre Tour durch eine wunderschöne Landschaft, inmitten der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts!

Unsere sportliche Leistung war gut. Wir konnten als nicht-eingefahrene Mannschaft und bei ziemlich starkem Wind und hohen Wellen unser Potential weitgehend abrufen und belegten einen zweiten Platz in unserer Alterskategorie. Das ist die diplomatische Beschreibung dafür, dass wir nicht so ganz zufrieden waren – aber es war ein toller Tag und wir hoffen im nächsten Jahr für die Revanche dort wieder am Start zu sein. Martin und ich wünschen uns allerdings, dass der Platz in einem Boot mit Frankfurter oder überwiegend Frankfurter Mannschaft wäre. Und wenn wir dann schon da sind, würden wir gerne beide Regatten mitnehmen – Rund um den Wannsee und zusätzlich Quer durch Berlin. Berlin ist die Reise wert.

Für weitere Bilder und Regattaorganisation siehe: www.berliner-ruder-club.de/rennrudern/rund-um-wannsee.html und http://www.lrvberlin.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=147&Itemid=170).

Martin Clark und Rüdiger Dingeldey