Unser Weser-Marathon 2015

Auch dieses Jahr nahm die Nassovia an dem Weser-Marathon teil, der dieses Mal am 03.05. stattfand.

Der Wesermarathon ist eine Regatta für Kanu- und Ruderboote, die ausgehend von Hann.-Münden über drei Streckenlängen auf der Weser ausgefahren wird. Die kürzeste Strecke geht bis Beverungen (53 km), die mittlere bis Holzminden (80 km) und die längste Strecke endet in Hameln (135 km).

 

Dagmar Hübner und Christian Fuchs hatten bereits im vergangenen Jahr in Rudergemeinschaft mit der Rheno Franconia am Weser-Marathon teilgenommen und die mittlere Strecke absolviert.

Dieses Jahr hatten sie Martin Monshausen von der Teilnahme überzeugen können und diesmal die längste Strecke ausgewählt. Im gesteuerten Zweier „Schöppche“ sollten die 135 km von Hann.-Münden nach Hameln gerudert werden.

 

Da der Start des Marathon am Sonntag schon kurz nach sechs stattfindet, reisten wir bereits am Samstag zusammen mit den Ruderern der Freiweg – die ebenfalls am Wesermarathon teilnahmen – nach Hann.-Münden an. Dort legten wir unser Boot für den sonntäglichen Marathon bereit. Wir hatten nichts vergessen und uns eine gute Startposition gesichert.

 

Christian und Martin brachten dann den Bus samt Hänger zu unserem Ziel nach Hameln. Auf der Rückfahrt mit dem vom Organisator bereitgestellten Bus, konnten wir einen Teil unserer Mitstreiter kennenlernen. Die meisten outeten sich als Paddler.

 

In Hann.-Münden angekommen, konnten wir uns dann zusammen mit Dagmar, die unsere Pension in der Zwischenzeit besichtigt hatte, in einem sehr guten Restaurant in Hann.-Münden kulinarisch auf den Marathon vorbereiten und die nötigen Kalorien auftanken.

 

Nach einer kurzen Nacht standen wir am Sonntag bereits vor fünf Uhr auf und stärkten uns noch einmal vor dem Start. Dank des Ruderclubs Celle war die Anreise zum Start schneller und einfacher als gedacht. Die Kameraden hatten noch genau drei Plätze frei, die wir gerne einnahmen.

 

Als wir am Start ankamen, wurden bereits die ersten Boote zu Wasser gelassen. Auch wir konnten unser Boot – auch dank der Hilfe anderer Rudervereine – schnell zu Wasser lassen und dies obwohl wir ebenfalls einen Wasserkasten für unsere Ruderer und Steuerleute mitnahmen und nicht etwa an einem Steg ablegten, sondern via Wassereinstieg.

 

Die ersten Kilometer ruderten wir noch im morgendlichen Nebel und von reichlich Kanu- und Ruderbooten umgeben; schnell lichtete sich aber sowohl das Wetter, als auch das Feld. Wir hatten uns von den Paddlern abgesetzt.

 

Unsere Strategie war, in 20 Kilometerblöcken zu rudern und dann zu wechseln. Nachdem Dagmar die ersten 20 Kilometer steuerte, steuerte Martin dann die nächsten 20 Kilometer. Für den nächsten Wechsel legten wir dann in Bad Karlshafen (ca. Kilometer 47) kurz an.

 

Leider hatten wir beim Wiedereinstieg in Bad Karlshafen dann ein Malheur. Unser Steuer ging zu Bruch! Die nächsten 100 Kilometer mussten wir dann ohne Steuer rudern. Was anfangs noch Skepsis auslöste und zweifeln ließ, stellte sich aber in der Praxis als machbar heraus.

Der Steuermann steuerte nun nicht mehr selbst, sondern fungierte als Auge der Mannschaft und gab Kommentare, welche Seite zu überziehen sei.

 

Diese „Sprachsteuerung“ bewährte sich auf den nächsten Kilometern und im Nu ließen wir die nächsten Streckenabschnitte hinter uns. So kam es, dass wir – von uns selbst überzeugt – an unserem Vorhaben festhielten und die 135 Kilometer in Angriff nahmen (und nicht etwa in Beverungen oder Holzminden wegen Steuerschaden abbrachen).

 

Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr hatten wir Motivation nötig. So lange rudern und dann auch das häufige Überziehen machen sich dann doch irgendwann bemerkbar.

Das Rechnen fing an: Wie viele Male noch nach Eddersheim und zurück (ca. 20 Kilometer) ist es noch? Irgendwann erreichten wir dann Kilometer 100 und irgendwann waren es nur noch einmal nach Eddersheim und zurück und wir mussten in anderen Einheiten rechnen.

Die nächste Einheit war gefunden: Wie viele Male noch von Schleuse Griesheim bis zum Hotelschiff Schlott vor Höchst und zurück (7 Kilometer)?

 

Die letzten Kilometer sind die härtesten und wir mussten noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Unsere Einheiten gingen uns bald aus und es waren nur noch wenige Kilometer ins Ziel. Unserer Rechnung nach, waren wir dann irgendwann bei nur noch zwei Kilometern. Christian unser finaler Steuermann verkündete dann aber überraschenderweise, bereits den Anleger unseres Ziels zu sehen. Dagmar und ich wollten ihm erst nicht glauben, konnten uns dann aber schnell überzeugen lassen, dass wir wirklich angekommen waren.

 

Im Ziel warteten bereits die ersten anderen Ruderer und halfen uns beim Ausladen. Vollkommen erschöpft und die ersten Regentropfen fühlend realisierten wir, dass wir es geschafft hatten! Nach elf Stunden und 45 Minuten hatten wir (inkl. Pausen) Hameln erreicht, und das noch vor dem Regen! Wenige Minuten nach unserem Zieleinlauf setzte ungemütlicher Regen ein, der uns aber erst einmal egal sein konnte, da bereits die heiße Dusche im Ruderclub Weser (in Hameln) auf uns wartete.

 

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Münzsystem der Dusche – warmes Wasser bekam nur, wer abgezählte zehn Cent-Stücke in die Uhr warf – konnten wir die warme Dusche genießen…

…und nach einige Minuten war auch dieses Vergnügen wieder vorbei, wenn man nicht einen Zehn-Cent nachwarf.

 

Nach der Dusche war uns der Regen dann nicht mehr so egal und sorgte dafür, dass wir uns nur mit größtem Widerwillen auf die Suche nach einem Restaurant machen konnten. Neben dem Wetter machte uns aber vor allem die einsetzende Schwere und der erste Schmerz nach unserem Marathon zu schaffen. Aber der Hunger siegte doch letztendlich, so dass wir unseren Marathon mit Pasta bei einem Italiener in Hameln feiern konnten.

 

Nach einem guten Frühstück traten wir dann am Montag unseren Rückweg nach Frankfurt an. Schnell waren die Torturen des Vortages vergessen und es wurden bereits Pläne für mögliche nächste Wanderfahrten geschmiedet. Ihr könnt gespannt sein, was wir uns ausgedacht haben…

Martin Monshausen