Eierfahrt 2014

Was für die Parteien der politische Aschermittwoch ist, ist für die Ruderinnen und Ruderer am Mittelrhein und darüber hinaus die so genannte Eierfahrt. Traditionell am 2. Sonntag im Januar treffen sich die Aktiven aus den teilnehmenden Vereinen in den Bootshallen und Sälen der Bootshäuser eines gastgebenden Vereins, um sich ein gutes Ruderjahr zu wünschen und alte Geschichten etc. aus den vergangenen Jahren zu erzählen. Diesmal also Bingen. Für uns als westlichster Frankfurter Verein eine besondere Herausforderung die Nassovenfahne über 26 Main- und 33 Rheinkilometer bis dicht vor das Binger Loch zu rudern.

Da die Gesamtstrecke, mit einer gewünschten Ankunftszeit in Bingen von ca. 11 Uhr nicht an einem Tag zu schaffen war, machten wir (Susann, Dagmar, Christian und Michael) uns also bereits am Vortag der Veranstaltung den 11.01. mit der Maingold auf die 1. Etappe nach Biebrich. Unterstützt wurden wir von Christof einem Ruderer der Rudergesellschaft Wi-Biebrich. Dort sollte das Boot über Nacht liegen bleiben, um dann am Sonntag im Korso mit den Booten der Vereine zwischen Mainz und Geisenheim zum Eieressen nach Bingen zu rudern. Kurz nach dem Start in Höchst hörte es auch wie vorhergesagt auf zu regnen und die Regenklamotten konnten bereits vor der Höchster Altstadt ausgezogen und eingepackt werden. Das Boot lief gut, 5 Ruderer ziehen halt doch mehr als vier, die noch einen Steuermann durch die Gegend schleppen müssen. Gerade richtig warm geworden, kamen wir nach knapp 50 Minuten in Eddersheim an. Der 1. Anruf beim Schleusenwärter machte wenig Hoffnung auf ein schnelles Durchschleusen, sodass als Alternative die Sportbootschleuse in Betracht kam. Falsch gedacht: „Bootsschleuse gesperrt“ stand auf dem Hinweisschild, das wir allerdings erst nach dem Fehlversuch an der kleinen Schleuse entdeckten. Also doch die Großschleuse. Pech für uns, dass aufgrund von Bauarbeiten nur eine Schleusenkammer zur Verfügung stand und lebhafter Schiffsverkehr uns in die Warteschleife schickte. Endlich, nach knapp 2 Stunden (in Worten: zwei Stunden!) waren wir an der Reihe, völlig durchgefroren und leicht genervt konnten wir zusammen mit einem Hotelschiff die Fahrt in Richtung Flörsheim fortsetzen. Eigentlich war hier eine längere Mittagspause geplant, jetzt blieb nur noch Zeit für einen kurzen Boxenstop, einen heißen Kaffee oder Tee und ein Stück Kuchen. Dafür ging die 2. Schleusung in Kostheim problemlos über die Bühne: Rein, runter, raus. So hatten wir uns das auch in Eddersheim vorgestellt. Mit der flammend rot untergehenden Sonne erreichten wir gerade noch rechtzeitig den Bootssteg in Biebrich nach 33 Gesamtkilometer auf Main und Rhein.

Treffpunkt zur Eierfahrt nach Bingen um 8:30 Uhr bei der RGWB. Trotz lebhaften Aktivitäten am Bootssteg schafften wir es als 3. Boot auf Wasser. Diesmal mit der Besetzung Dominik, Sabine, Dagmar, Susann und Michael. Bei Sonne, pittoresken Nebelfetzen überm Wasser und absolut glattem Wasser starteten wir um 9.10 Uhr bei guter Sicht mit 6 Booten der RGWB in Richtung Bingen. Schnell schlossen die ersten Boote der Mainzer Vereine auf und eine lange Kette von Vierern, Dreiern, Skull- und Riemenbooten machte sich auf die Strecke. Wieder lief es gut, auch der etwas dichter werdende Nebel zwischen Schierstein und Eltville konnte uns nicht aufhalten. Noch war die Sicht gut, das andere Ufer und die wenigen Schiffe deutlich zu erkennen. Und als das Wetter bei Eltville dann wieder vollständig aufklarte, konnte das Rudern auf dem Rhein nicht schöner sein. Dann, wie aus dem Nichts in Höhe von Winkel: Nebel, Dick Supp,Waschküche. Kurz vor Geisenheim stoppte die WaschPo mit einem Boot den Ausflug der Ruderboote. Offenbar informiert über den Massenauftrieb an Ruderbooten, wurden wir Alle auf die Gefährlichkeit der Fahrrinnenquerung bei diesen Sichtverhältnissen hingewiesen und freundlich aber bestimmt gebeten beim WSV Geisenheim, oder im Hafen Rüdesheim anzulegen und auf bessere Sicht zu warten. Und somit strandeten ca. 10 – 12 Boote beim WSV Geisenheim. Vorschläge wie, die WaSchPo kann uns ja Alle nach Bingen pendeln, oder zumindest die Eier und Glühwein nach Geisenheim bringen, wurden leider ignoriert. Nach einer ¾ Stunde nutzten 3 flinke Boote eine Nebellücke die Gelegenheit und setzten schnell auf die „eebsch Seit`“ über, bevor sich erneut eine noch dichtere Nebelbank wie im Gruselfilm wieder vor die Sonne schob. Als dann nach einer Stunde Wartezeit das Polizeiboot empfahl abzubrechen, die Sicht in Bingen würde nur 30 – 50 m betragen, war die Messe endgültig gelesen und die Rudertour zu Ende. Während einige Ruderer ganz aufgaben und mit dem Zug wieder Richtung Wiesbaden fuhren, war bei uns die Lust auf Glühwein, harte Eier und Brezel dennoch ungebrochen und so machten wir uns kurz entschlossen zu Fuß auf den Weg nach Rüdesheim um mit der Fähre überzusetzen. Es kam wie es kommen musste: Kaum eine Viertelstunde zu Fuß unterwegs, löste sich der Nebel endgültig auf und es schienen 7 Sonnen am Himmel. Pech gehabt. Trotz der widrigen Umstände war der Saal bei der BRG rappelvoll und die Stimmung bestens. Ein cholesterin- und alkoholhaltiges Ende der Eierfahrt 2014 nahm seinen Lauf.

Jetzt war noch die Rückholung der Maingold zu organisieren. Netterweise erklärten sich die alten Herren der RGWB bereit ihre Boote inklusive der Maingold von Geisenheim nach Biebrich zu holen. Blieb also nur noch die Strecke Biebrich nach Höchst. Auf der Straße mit Hänger, oder auf dem Wasser? Wir ware uns einig, ein Boot gehört aufs Wasser!! Und es gab sie tatsächlich, genug Verrückte, die mal 33 km bergauf rudern wollten! Es stellten sich also am darauf folgenden Sonntag der Herausforderung: Martin, Dagmar, Susann und Michael, unterstützt von Gert (RGWB). Diesmal stimmte Wetter (trocken), Sicht (klar) und Schleusenzeiten (kurz), sodass wir nach einer ausgiebigen Mittagspause in Flörsheim und 4 Stunden Netto-Ruderzeit mit dicken Oberschenkeln nach 33 km wieder am heimischen Bootssteg anlegten.

86 Km geruderte Flusskilometer auf Main und Rhein

430 geruderte Mannschaftskilometer im Boot

360 gefahrene Autobahnkilometer zum Mannschaftstransport

Insgesamt 9 Ruderinnen und Ruderer aus 2 Vereinen

Ca. 1.000 hartgekochte Eier, 300 Liter Glühwein und 400 Brezel

Michael