Boat Race

Vom Boat Race Oxford – Cambridge 2010 berichtet Gerhard Meuer

Schon als mir bekannt wurde, dass Simon Gawlik sich um einen Sitz im Achter der Universität von Oxford bewirbt, haben Karin und ich spontan den Flug nach London gebucht. Kaum später entstand gemeinsam mit Simons Eltern und Oliver Palme der Gedanke ein kleines Fest zu machen und das Rennen in Frankfurt als Liveübertragung den Ruderfreunden und Gästen anzubieten.

Zum erstem Mal beim insgesamt 156ten Rennen der beiden Eliteuniversitäten von Cambridge und Oxford könnte ein Frankfurter Ruderer, ja sogar ein Nassove sitzen, das wäre ja eine tolle Sache. Aus dem Gedanken entstand der Wille die Veranstaltung mit dem Regattaverein und der Nassovia zu organisieren, wohl wissend dass die endgültige Qualifikation erst Anfang März, also 4 Wochen vor dem Rennen am Ostersamstag, erfolgen würde. Wir hatten also noch über 4 Monate Zeit etwas auf die Beine zu stellen.

Eine kleine Truppe begann mit den Planungen, einer „Rechnung“ mit mehreren Unbekannten. Dank Helfern aus Regattaverein, der Nassovia und besonders Annelie und Josef Gawlik kam die Planung schnell in Gang und erst mit der erlösenden Nachricht, der Nominierung von Simon ins Blue Boat, konnten die Ampeln für den Event am 3. April endgültig auf Grün geschaltet werden. In Erwartung von etwa 100 Besuchern wurde die Turnhalle als Austragungsort des Liverennens auserkoren, eine Großbildleinwand sollte die Atmosphäre so gut wie möglich herüberbringen. Viel Detailarbeit war nötig, die Pressemaschinerie wurde rechtzeitig über Oliver Palme erfolgreich in Gang gesetzt.

Josef Gawlik und ich hatten für den Karfreitag unabhängig unsere Flüge nach London gebucht. Für mich wurde daraus ein kleines Nervenspiel, denn um 8:30 Uhr am Flughafen in Köln hatte ich zwar mein Ticket und meine Brieftasche, doch leider enthielt letztere nicht meinen Personalausweis. Wut über mich selbst,  also versuchen den Flug umzubuchen, was zum Glück für den Abend gelang. Wieder  zurück nach Frankfurt und es am Abend mit Ausweis noch einmal versuchen. London empfing uns mit seinem typischen nasskalten Wetter und am Renntag waren wir frühzeitig bei den Bootshäusern um die letzten organisatorischen Fragen zu klären und den Flair der Veranstaltung voll aufzunehmen. Das Ziel war es für mich in einem den mitfahrenden Motorboote einen Platz zu ergattern, um so das Rennen hautnah zu erleben. Schließlich wurde ich Elternteil von Simon und der Platz war gesichert, dafür wurde Andreas, der ebenfalls angereiste langjährige Schulkamerad aus Höchst zum Pressemann. Ganz wohl gefühlt hat er sich dabei auch nicht, denn die richtigen Berufskollegen waren ihm materialmäßig doch deutlich erkennbar überlegen.

Wir konnten Simon vor dem letzten leichten Training noch sprechen und ihm alles Gute wünschen. Die Nervenanspannung war auch bei Simons Vater inzwischen stark gestiegen, dazu immer wieder mal gegenseitige Anrufe und die Versicherung, dass die letzten Vorbereitungen der Veranstaltung in Höchst auch nach Plan liefen. 

Was besonders im Startbereich an der Putney Bridge alles aufgebaut wurde war schon sehenswert. Lastwagenweise wurden alleine Drängelgitter abgeladen und aufgestellt. In den vielen Bootshäusern große Aktivitäten, ich zählte über 20 Fahrzeuge der Fernsehsender. Die Ufer füllten sich immer mehr und mit der Auslosung der Bahnen begann dann kurz vor 15 Uhr der reale Countdown. Vorher bringen Sicherheitskräfte der Armee auf dem Wasserweg den großen Pokal. Während die Kapitäne Hand an diesen legen, werden mit einem Geldstück von 1829, dem Jahr der ersten Regatta, die Startbahnen gelost. Oxford gewinnt den ersten Akt und wählt die Surreyseite an den Rudervereinen. Die Mannschaften betreten unter großem Applaus vieler Hundert Zuschauer in der direkten Umgebung die Bühne. Die Anspannung ist allen anzusehen und die zweiten Mannschaften, Issis für Oxford und Goldi für Cambridge gehen zu Wasser und bereiten sich auf Ihren Start vor, der 30 Minuten vor dem großen Race stattfindet. Ich berichte via SMS immer wieder nach Höchst und bekomme Nachricht, dass dort alles so läuft, wie wir es gedacht haben, Entspannung ist wenigstens hier angesagt.

Wir, die Oxford „Eltern“ tragen inzwischen ein gelbes Schild mit dem Namen Leopard um den Hals. Bald stellt sich heraus, es ist der Name eines ehemaligen Militär-Schlauchboots mit dem wir das Rennen begleiten werden. Erst 45 Minuten vor Rennbeginn werden wir  aufgenommen und können dann auf dem Wasser den Start von Issis und Goldi verfolgen. Mit in unserem „Gummiboot“sind die Eltern des Kapitäns Sjoerd Hamburger aus Holland, sowie Mutter und Vater Winklevoos, deren Zwillingssöhne im Boot sitzen und die durch Ihre „Erfindungen“ in der Internetkommunikation trotz Ihrer 27 Jahre Multimillionäre sind. Die Spannung steigt und es erreicht uns die Nachricht das Goldi  Issis geschlagen hat. Fast auf die Minute pünktlich erfolgt dann der Start. Ein Riesengetöse an den Ufern, Applaus und Anfeuerungsrufe schallen zu uns aufs Wasser herüber. Das Blue Boat aus Oxford beginnt sich langsam in Front zu schieben und arbeitet sich bis zur Hammersmith Bridge einen leichten Vorsprung heraus, der im folgenden Bogen schon fast eine Bootslänge beträgt. Erster Optimismus macht sich breit, die Anfeuerungsrufe ufern zu wildem Schreien aus.

Doch trotz des Innenbogenvorteils für Oxford lassen sich die hellblauen aus Cambridge nicht abschütteln. Bord an Bord geht es Richtung Barnes Bridge. Mehrfach berühren sich die Riemen beider Boote, die Steuerleute leisten Schwerstarbeit und jeder versucht dem anderen den Schneid abzukaufen. Der Schiedsrichter ist ständig am Winken um beide Boote doch sicher ins Ziel zu bringen. Zu unserem Entsetzen verschaffen sich in dem nun beginnenden langen Rechtsbogen die Hellblauen einen Vorteil und drängen Oxford nach links ab. Jedes der etwa 15 verfolgenden Begleitboote versucht sich durch seitliches Ausweichen einen besseren Blick auf das Geschehen ganz vorne zu verschaffen. Wir sind im Leopard dabei etwa 100 m hinter den beiden Achtern, die hart um den Sieg kämpfen. Das Ziel kommt immer näher und auch die Vorahnung, Simon und Oxford werden nicht gewinnen. Cambridge bleibt in Front und als die Chiswick Bridge erreicht ist und die Eltern im gegnerischen Boot die Arme hochreisen, ist es endgültig. Sieger in der 156ten Austragung dieses weltberühmten Rennens ist Cambridge, Niedergeschlagenheit im Oxfordachter und eine atemlose Stille im Elternboot ist der großen Anspannung gewichen.

Die Boote legen an, Cambridge befindet sich im Ruderhimmel und die Verlierer landen im Tal der Vergessenen. Die anschließende Siegerehrung berührt mich sehr negativ, denn der Zweite wird mit kurzem Handschütteln praktisch über die Bühnen gewinkt. Blutleere Gesichter kommen die Treppe herunter, wir können Simon in die Arme nehmen und ein wenig Trotz spenden, aber die Fassungslosigkeit ist aus seinem Gesicht zu lesen.  „Wir konnten in Führung liegend den Sack nicht zumachen“, sagt er mit niedergeschlagener Stimme. Doch während die Sieger und Ihre Fans laut feiern,  wird Simon gleich zu Interviews abgeholt.  Die Fernsehsender RTL und ZDF sowie BBC warten schon auf ihn und nehmen ihn direkt in Beschlag. Wir warten ab und verabschieden uns bis zum Abend, wo wir dank Josefs Vorsorge Karten zum Festbankett  und Race Ball haben und Simon noch einmal treffen können. Dabei konnte ich feststellen, dass Simon in England großen Respekt genießt.

Für uns geht es hektisch zurück zum Hotel, endlich warm duschen, Kälte und Nässe abschütteln, uns umziehen und wieder zu U-Bahn und zurück nach Putney. Im  dortigem Hurlingham Club, welcher eher einem Schloss gleicht, findet der Abschluss statt. Wir erhalten Einlass, obwohl wir die geforderte dunkelblaue Fliege nicht tragen. In wunderschöner Umgebung weicht die Hektik des Tages bei allen Anwesenden. Während des Essens sind die Sportler der Oxfordcrews von den Eltern und Freunden noch getrennt, danach aber kamen wir noch einmal zusammen. Simon hat uns einige seiner Bootskameraden vorgestellt, u. a. die Brüder Winklevoos. Auch die Ruderlegende Sir Matthew Pincent war in der Nähe, ein Oxfordmann durch und durch.

Simon wirkte deutlich erholt und schon wieder wie neu geladen. Seine Gedanken konnten sich schon wieder mit der Zukunft beschäftigen, die zwar noch einige Fragezeichen hat, aber von ihm sehr optimistisch betrachtet wird. Wir einigen uns darauf, dass Niederlagen wichtige Bestandteile des Lebens sind und Platz machen für neue Pläne und auch für Siege. Wohin sein  sportlicher  Weg nun führt,  werden wir sicher bald verfolgen können. Ich finde er ist aus seinem Jahrgang zu einer großen ruderischen Konstante geworden, vielleicht besteht ja die Chance diese Ruderkarriere auch in Deutschland fortzusetzen. Das Rüstzeug hat er dabei sicher und dies trotz der manchmal belächteten 1, 86 m Körpergröße. Die Antwort darauf hat er inzwischen mehrfach und sehr deutlich gegeben.

Der Kapitän Sjoerd Hamburger hatte zuvor unter großem Applaus seinen beiden Booten für die tolle Arbeit und den Teamgeist gedankt und seinen Stolz und den der Oxfords  für dieses Team und die 6-monatige Plagerei ausgedrückt. Josef und ich zogen uns bald zurück. Andreas blieb noch beim Ball, Simon hatte ihm sofort seine Getränke angeboten, er hat wohl kaum etwas davon angerührt. Das Xchanging Boat Race 2010, so die offizielle Bezeichnung, gehört der Vergangenheit an. Wir durften hautnah dabei sein, ein absolut unvergessliches Erlebnis. Mein Dank gilt besonders Annelie und Josef Gawlik für deren tolle Unterstützung. Es war großartig zu hören und zu sehen, wie weit sie sich gerade auch mit den ruderischen Dingen in Simons Sportlerleben eingebracht haben und sich dabei viel Wissen rund ums Rudern angeeignet haben. Dank auch der Nassovia und den Helfern um Daniel Rosenberger und Marcel Fritsche bei der Heimfeier. Mit Oliver Palme schließlich verfügen wir endlich in Frankfurt über einen jungen Mann der Organisation und Medienarbeit hervorragend beherrscht. Last not least ein Dank dem „Grundsteinleger“ für Simons Ruderkarriere, seinem Trainer Olaf Moll.

 

Bilder vom Anrudern 2010

Anrudern 2010

 

Zu unserem traditionellen Anrudern am Sonntag, 18. Mai hat uns der Wettergott einen strahlenden Sonnentag geschenkt

 

Ein reichhaltiges Programm erwartete die Mitglieder und Freunde des Clubs:

 

Ehrung der Jubilare:

Eberhard Eichfelder, unser Präsident, kann zahlreiche Mitglieder für besondere Mitgliedschaften ehren:

 

60 Jahre:

Werner Schwab: hat als Jugendlicher gerudert, ist dann zu den Leichtathleten gegangen, wurde dort ein erfolgreicher Sprinter, spielte danach Fußball und kam dann wieder zum Rudern zurück. Er ist aber die gesamte Zeit Mitglied im Ruder Club Nassovia Höchst geblieben.

 

50 Jahre:

Christel Neumann, treues Clubmitglied. Hat bei der Organisation zum 100-jährigen Jubiläum aktiv mitgearbeitet.

Dieter Grunow, Achim Prantz und Dr. Helmut Binder gehörten dem Jugendachter der frühen Sechziger Jahre an, haben einige Rennen gewonnen.

Vom Vater Binder gibt es dazu eine schöne Geschichte: Er ging während der Regatta sehr stolz herum und sprach von „seinem Büble“ (Vater ist Schwabe gewesen). Als Helmut aber vom Rollsitz rutsche, das Rennen war damit für den Nassoven-Achter gelaufen, sah er seine Frau ziemlich böse an und sagte zu Ihr: „Dei Büble“…..

Dieser Altruderer-Achter trifft sich heute noch Jahr für Jahr, obwohl viele davon in ganz Deutschland verteilt wohnen. Das ist eine schöne Geschichte, die zum Thema Kameradschaft und Rudern gehört.

 

25 Jahre:

Ursula Oberst (ist in der Gymnastik-Gruppe immer dabei),

Dr. Matthias Schnöll:  Hat für die Nassovia einen Deutschen Vizemeister im Vierer gewonnen. Er ist ursprünglich aus Mainz zu uns gekommen und ist uns bis heute treu geblieben, obwohl er heute in der Nähe von Bingen wohnt.

 

Bootstaufen:

Ein neuer Achter wird auf den Namen „NASSOVIA“ getauft. Er konnte durch zahlreiche Spenden angeschafft werden und ein neuer privater Einer wurde auf den Namen Emma getauft.

 

Neuer vereinseigener Bus:

Ein neuer vereinseigenen Bus wird an die Trainer und Ruderer übergeben. Der alte Bus wurde nach über 10 Jahren abgegeben und dafür ein sehr guter Jahreswagen gekauft. Diese Anschaffung dient in erster Linie der Sicherheit unserer Ruderer auf dem Weg zu Regatten.

 

Danach gehen die Boote auf den Main und der Tag wird mit Kaffee und Kuchen im Bootshaus abgeschlossen.

Ergo Cup

Liebe Mitglieder,

 

für den Ergo-Cup in Fechenheim am 27./28.02.2010 werden vom Veranstalter noch Helfer benötigt – besonders für den Abbau nach der Veranstaltung am 28.02.2010 ab 18:00 Uhr.

Da hier alle Frankfurter Vereine gefragt sind, wäre es schön wenn auch die Nassovia mit ein oder zwei Helfern dabei sein könnte.

Wer helfen möchte meldet sich bitte bei Daniel Rosenberger (0174-3033447 oder D@nielR.de) bis spätestens 29.01.2010.

 

Vielen Dank!

Die Vogalonga 2010

Die Vogalonga 2010 – Nassoven nehmen an Demo teil – 23.Mai 2010

Am Pfingstsonntag fand in Venedig eine eindrucksvolle Demonstration statt. Unter Beteiligung der Nassovia demonstrierten ca. 1.600 Boote und ca. 6.000 Ruderinnen und Ruderer gegen die zunehmende Motorisierung auf den Wasserstraßen der italienischen Lagunenstadt. Denn eigentlich handelt es sich bei der Vogalonga um eine Protestfahrt. Mit der Fahrt wollen die Organisatoren auf die schädlichen Auswirkungen der Motorbootwellen (Vogalonga = lange Welle) hinweisen, die die Fundamente der Venezianischen Häuser gefährden. Trotz des ernsten Hintergrundes hatten die Teilnehmer der Fahrt natürlich auch jede Menge Spaß. Ein ausführlicher und bebilderter Bericht unseres Berliner Exil-Ruderers Georg Metzdorf folgt in der nächsten Ausgabe der Nassovenpost.  

Michael Mayer-Marczona

Eierfahrt 2010

Die „Eierfahrt 2010“, nix für Weicheier 10. Januar 2010

 

Eine etwas andere (Winter-) Wanderfahrt

Beste Ruderbedingungen herrschten am 10. Januar bei absolut glattem Wasser, Windstille, leichtem Schneefall und einer angenehmen Rudertemperatur von „warmen“ minus 3° Celsius, als sich am frühen Sonntagmorgen um 8:30 Uhr fünf hartgesottene (böse Zungen behaupteten: Verrückte, Spinner, etc!) Ruderinnen und Ruderer in der Nassovia trafen und auf den (Wasser-) Weg nach Mainz-Weisenau machten. Die ersten Spaziergänger staunten daher nicht schlecht, als Gisela Amend, Carsten Langmann, Thomas Kusch, Ronald Carstensen und Michael Mayer-Marczona unseren Gig-Vierer „Nied“ durch den tiefen Schnee Richtung Bootssteg schleppten. Ganz nach dem Motto: Der Winter ist keine Jahreszeit, sondern eine Herausforderung.

 

Auf Einladung des Weisenauer Rudervereins nahmen wir an der sogenannten „Eierfahrt“ teil, einer Sternfahrt der Rudervereine zwischen Mainz und Bingen, die sich traditionell am 2. Sonntag im Januar in einem der Vereine treffen um sich gegenseitig ein gutes Ruderjahr bei viel Glühwein, hartgekochten Eiern und Brezeln zu wünschen.

 

In Flörsheim wurde nach 90 Minuten rudern durch eine märchenhafte Winterlandschaft eine kurze Pause zum Auftauen und Wechsel des Steuermanns eingelegt. Ab hier tauschten dann auch Thomas und Gisela mit Susann Marczona und Jochen Flebbe die Plätze im Boot, die anschließend mit dem Auto unsere Vorhut nach Weisenau bildeten.

Nach 26 Kilometern auf dem Main wurde die Mannschaft dann noch mal richtig gefordert und kämpfte sich Schlag für Schlag weitere 3 Rheinkilometer flussaufwärts gegen die Rheinströmung nach Weisenau. Angst machten uns dabei lediglich die ersten Ruderboote die uns auf ihrem Heimweg entgegen kamen, sodass wir befürchten mussten, das Glühwein und Eier bereits vertilgt sind. Dem war aber zum Glück nicht so! Da wir die deutlich längste Anfahrtsstrecke hatten, war die Party zwar fast schon vorbei als wir anlegten, aber die Freude der Weisenauer Ruderkameraden über den späten Besuch aus Frankfurt war groß und ehrlich. Schnell wurden wir noch mit jede Menge Eier, Brezeln und Glühwein bewirtet und hatten mit den Ruderern aus Weisenau noch viel Spaß und genügend Gesprächsstoff.

 

Insgesamt trafen sich am 10. Januar in Weisenau über 200 Ruderer (!) aus 10 Vereinen, wobei wir mit einer Ruderstrecke von 29 Flusskilometer klar die „Gewinner“ waren. Andere Vereine waren da doch zurückhaltender und setzten mit Ihren Booten erst kurz vor Weisenau ein um lediglich die letzten Kilometer zu rudern. Nur die Rüsselsheimer Ruderer bewegten ihr Boot auch wieder auf dem Wasser nach Hause, Respekt! Unser Boot musste leider in Weisenau für zwei Tage überwintern, da eine Rückfahrt mit dem Vereinsbus und Hänger mit Sommerreifen nicht zu verantworten war. Was zeigt, dass Rudern im Winter unter Umständen weniger gefährlich sein kann als Auto fahren.

 

Michael Mayer-Marczona

St. Catharines

World Masters Regatta in St. Catharines in Kanada

Vom 2.9. bis 5.9. fand die diesjährige World Masters Regatta in St. Catharines in Kanada, nahe an den Niagara Fällen statt. Aus Höchst sind Peter Antony-Spies und Gerhard Meuer nach Ontario geflogen.

Peter Antony-Spies hat nur den Einer in der Altersklasse H gemeldet und gewinnt ganz souverän seine Bootsklasse durch einen Start/Zielsieg bei sehr schwierigen Wasserbedingungen. Er ist selbst mehr wie überrascht und dankt dem Sieg auch Olaf Moll, der ihm in den letzten Wochen neue Trainingsanleitungen gegeben hat. Er kommt beim Rennen toll vom Start weg und führt schon bei 250 m leicht. Nur einer der 6 Gegner kann zu diesem Zeitpunkt noch folgen. Aber auch dieser muss bei 500 m abreisen lassen und Peter baut seinen Vorsprung bis ins Ziel immer weiter aus.

Gerhard Meuer hat 6 Rennen gemeldet und beginnt mit dem Achter der Altersklasse über 65 Jahre. Gegen 5 Gegner wird ein 3. Platz heraus gerudert.  Es folgt ein Vierer ohne Steuermann, der mit einem 2. Platz im Ziel ankommt. Wegen eines Hurikanausläufers wird die Regatta für 90 Minuten unterbrochen. Es folgt ein Vierer mit Steuermann  wo gegen sehr starke Gegner ein 3. Platz erzielt werden konnte.

Am Samstag soll ein Doppelvierer folgen.  Das Wetter spielt aber wieder nicht mit. Ausläufer des Hurrikans kommen durch. Wir liegen ganze 45 Minuten bei Extremwetter am Vorstart wegen drei Frauen 1x Rennen. Dann Regattaabbruch für 90 Minuten, für 120 Min. und für 180 Min., dann kompl. Abbruch, sehr schade, das Boot lief besser wie die Riemenboote. Wir verbringen den Nachmittag in Niagara on the Lak, besuchen Fort George und dann das Obst & Weingebiet. Sehr interessante, tolle Weingüter.

05.09. Ich freue mich auf den Mix G 4x, obwohl ich weder John Yasaitis, noch die USA Frau kenne, nur die kleine „Eva“ Schmidt. Wieder starker seitlicher Schiebewind. Wir haben das Steuer (auf 1!!) festgeklemmt. Toller Start im 6-Bootefeld. Nach 200 m führen wir schon gut, dann treiben wir ab und kommen in die Bällchen. Ich verliere beim zweiten Tusch den Skull, fange ihn wieder ein und fange direkt einen Krebs. Trotzdem bekomme ich ihn mit Gewalt zurück, wir sind wieder auf dem 4. Platz und fangen neu an. Das Boot hat Power und bei 500 m denke ich wir sind vorne, bis ich links noch etwas Rotes im Augenwinkel sehe. Occoquan USA ist auf Bahn 1 noch vor uns, doch nicht mehr lange. Bei der 750er Marke führen wir bereits und bauen den Vorsprung auf gut 5 Sekunden aus. Wir sind Happy, das hat dann doch keiner gedacht, nach der Panne am Anfang des Rennens.

Es folgt noch der Mix G 8+, wo wir vier deutsche Männer und zwei deutsche Frauen sind, dazu zwei US „Girls“. Nur ein Gegner, unglaublich denn in der Klasse über uns, in H sind es 8 Boote. Das Boot in unserem Lauf kommt aus Japan. Der Start/Zielsieg ist also kein Wunder, sondern nur eine Fahrt ohne Risiko und grobe Fehler. Bei diesen Bedingungen jedoch auch nicht einfach, wie viele sicher aussehende Boote erfahren mussten. Der Nachmittag gehört wieder dem Land und der Umgebung, so wie dies in der freien Zeit immer genutzt wurde.

Sowohl Peter, wie auch ich haben die Reise genutzt um vorher oder nachher Kanada zu bereisen und ein wenig Eindruck von Ontario zu gewinnen. Mich hat neben der Millionenstadt Toronto besonders die Hauptstatt Ottawa sowie der Algonquin Nationalpark im Norden der Provinz beeindruckt. Ich war fast 2.000 km unterwegs, freue mich aber auch wieder zurück in Europa zu sein.

Fazit, wir bringen 3 Siege mit nach Hause, eine gute Ausbeute die zugleich viel Hoffnung für das kommende Jahr macht. 2011 wird der Saisonhöhepunkt der Masters in Poznan stattfinden und 2012 wieder einmal in Deutschland, in Duisburg.

Gerhard Meuer

Roseninselachter 2010

Starnberger Roseninsel-Achter – eine Regatta ohne Rudern am 25.10.2010

Wie das, mag sich die Leserin, der Leser fragen. Nun, es begab sich zu der Zeit, als der Herbst 2010 sich von seiner stürmischen Seite zeigte. Tage davor noch ruhiges Altweibersommer-Wetter, dann ein rasch von Westen heranziehendes Tiefdruckgebiet. Wir hatten es uns auf allen möglichen Kanälen vorher angeschaut, Wetterkarten im Fernsehen, Internet…. alle zeigten, dass das schlechte Wetter sich in Richtung München bewegen würde. Und es stimmte. Rechtzeitig zum Samstag, zur Jubiläumsveranstaltung des Veranstalters erreichten Regen und starker Wind den Starnberger See. Nachdem morgens die ersten der insgesamt rund 80 gemeldeten Boote schon beim Rudern zum Start hin voll Wasser geschlagen waren, wurde die Regatta unterbrochen und später komplett abgebrochen.

Was ein Aufwand für ein Nicht-Rudern! – Aber Ruderer wären ja nicht Ruderer, wenn sie nicht einen Plan B hätten und außerdem auch verrückt genug, diesen umzusetzen. So wurde stattdessen ein Achter-Ergometer-Wettbewerb aus der Taufe gehoben. Die Mannschaften, die bereit waren, das Rudern auf dem Wasser durch Ergometer-Rudern zu ersetzen, ruderten als Mannschaft – ein Ruder nach dem anderen mit fliegendem Wechsel jeweils einen Kilometer – gegeneinander ein Acht-Kilometer-Rennen. Später wurden die Gesamtzeiten ermittelt und für die Platzierungen in den verschiedenen Altersgruppen herangezogen. Die Achter-Mannschaft Martin Clark, Bernd und Sascha Ravens, Wolfgang Becker, Deddy Glitsch, Stefan Erhard sowie Reinhard und Rüdiger Dingeldey legten sich ins Zeug. Jeder ging bis an die Grenzen des Leistungsvermögens unter den Augen unserer Fan-Gemeinde Eliot Clark und Udo Hennig sowie der Steuerfrau Katerina Chrysalidis. Insgesamt erreichten wir vor den Augen dieser gnadenlosen Anfeuerer den zweiten Platz in unserer Altersgruppe. Wir sind uns allerdings sicher, dass mit dieser Leistungsfähigkeit und unserer hervorragenden Rudertechnik im richtigen Rennen auf dem Wasser …….. Wer weiß, was da alles hätte passieren können.

So richtig wurde dieses Wochenende allerdings erst zu einem gelungenen Wochenende, weil wir dieses Mal schon freitags angereist waren und erst montags die Rückreise antraten. Übernachtet haben wir in einem Ferienhaus in einem Dorf neben Starnberg. Wir hatten uns vorgenommen, insgesamt etwas zu „entschleunigen“ und neben dem Rudern auch noch ein wenig Fahrrad zu fahren. Das klappte dann sowohl am Sonntag wie am Montag auch bei besten Wetterbedingungen. Der erwartete Sturm blieb am Samstag aus und das Wetter verbesserte sich wieder bis hin zu strahlendem Herbstwetter. Wir radelten rund um den Starnberger See, sahen das moderne und viel gelobte Buchheim-Museum in Bernried und besuchten die Benediktiner Mönche auf Kloster Andechs. Dass uns neben der Benediktiner Regel „ora et labora“ natürlich auch das Produkt ihres Wirtschaftsbetriebes gefallen hat, müssen wir wohl nicht extra erwähnen. Generell hat uns die Bayrische Küche gut gefallen – und alle Erfolge des „schlank im Schlaf“ waren innerhalb weniger Tage wieder dahin.

Zurückgekehrt an den heimischen Mein-Main setzten wir uns wieder ins Boot, um uns auf die noch ausstehenden Rennen – Würzburg und Mainz – vorzubereiten. Unserem Ruderkameraden Michael Schulz wünschen wir viel Erfolg für seinen Vierer in der Nationalmannschaft bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft (Handicapped-Rennen) in Neuseeland. (RüDi)

Hessenmeisterschaften

Nassoven- Ruderer erfolgreich auf der Hessenmeisterschaft

Das war ein erfolgreicher Saisonabschluss für die Jungen und Mädchen des Ruder-Club Nassovia Höchst. Die jungen Frankfurter Ruderinnen und Ruder traten bei den Hessischen Meisterschaften über 1.000 Meter in Eschwege gegen die anderen hessischen Wettkampfruderer an und ließen sich durchweg eine gute Platzierung oder sogar die Hessenmeisterschaft nicht nehmen,

Als erster stieg Moritz Jäger am Samstagmorgen in sein Rennboot. „Ich war ganz schön aufgeregt“, gibt der Dreizehnjährige zu. Wie erwartet, war seine Sorge unberechtigt. Mit einer fulminanten Zeit von 3.52,52 min ruderte er zum Hessentitel in seiner Altersklasse.

Dieser Auftakt schien seine Vereinskameradinnen Maike Stanischewski und Celina Thiel zu überzeugen. Zunächst fuhr Maike in 4,23 Minuten ihrer starken Konkurrenz im Mädchen-Einer davon.  Und dann überzeugten die beiden dreizehnjährigen Teenager zusammen im Mädchen-Zweier. Souverän, mit einigen Bootslängen Vorsprung, hängten sie ihre Konkurrentinnen ab. Für beide Rennen gab es Gold für die jungen Nassovinnen.

Jetzt war die Frage: Was machen die beiden Jüngsten, Björn Stanischewki und Carl-Philipp Senze im Doppel-Zweier, 12/13 Jahre, Leichtgewicht? Wie ihre Vereinskollegen zuvor sortierten sich die Freunde nach dem Start erst im Mittelfeld ein, zogen dann aber gewaltig an. „Nach 750 Metern wusste ich, dass wir gewinnen“, erklärte Carl-Philipp, glücklich über den Hessentitel nach 4,18 Minuten.

Nicole Thiel bewies anschließend im stark besetzten Finallauf der B-Juniorinnen, Mädchen-Einer, 15/16 Jahre, dass auch sie zu Hessens Spitze gehört.

Am nächsten Morgen, sonntags, schleppten die Väter der jungen Ruderinnen und Ruderer das bleischwere Viererboot mit Steuermann an den Steg. Ihre Kinder Moritz Jäger, Celina Thiel, Björn und Maike Stanischewski und ihr Steuermann Carl-Philipp Senze wollten beweisen, dass sie keine Einzelkämpfer sind, sondern auch im Mixed- Doppel-4er, 12/13 Jahre, die Konkurrenz in Schach halten können. Das gelang den Fünf. Nach 3.54,08 Minuten legten die Jungen und Mädchen strahlend am Siegersteg an und ließen sich auf dem Siegertreppchen als Hessenmeister feiern.

Einen schönen Abschluss bot Vivien Leutz mit einem Hessen-Vizetitel in der Altersklasse der vierzehnjährigen Mädchen. Diese Meisterschaften gehören zu den erfolgreichsten Wochenenden, die der Höchster Ruderclub im Jugendbereich feiern konnte.

Landesentscheid

Landesentscheid der Hessischen Ruderjugend in Kassel.

Die Jungen und Mädchen der Nassovia Höchst belegten beim Landesentscheid der Hessischen Ruderjugend in Kassel durchgängig die ersten Plätze. Dieses Ergebnis überzeugte den hessischen Ruderverband, sodass die Nassovia im Juli vier Boote zum Bundeswettbewerb nach Hürth (NRW) schicken darf.

Das Regattawochenende am 29. und 30. Mai 2010 in Kassel begann gut. Der Wettergott spielte mit und die Jugend aus den hessischen Rudervereinen bevölkerten schon früh am Samstagmorgen die Wiesen an der Fulda bei Kassel. Die Nassovia hatte fünf Mädchen und drei Jungen für die insgesamt zwölf Rennen auf den 3.000 und 1.000 m-Strecken gemeldet. Zunächst startete Moritz Jäger (Jahrgang 1997) im Jungen-Einer seiner Altersklasse und fuhr auf den 3.000 m- wie erwartet – seinen Konkurrenten davon.

Anschließend gaben die Jüngsten im Bunde, Björn Stanischewski und Carl-Philipp Senze, ihr Bestes und gewannen ebenfalls die Hessischen Meisterschaften über 3.000 m. Dieser Sieg schien selbst den erfahrenen und erfolgreichen Trainer der Ruderer, Olaf Moll, zu überraschen. Denn die beiden zwölfjährigen Jungen hatten bisher nur selten miteinander trainiert. 

Souveränität herrschte dahingegen im Mädchen-Zweier, 12 bis 13 Jahre. Maike Stanischewski und Celina Thiel setzten sich gegen die anderen hessischen Ruderinnen durch, fast leicht schienen sie die Fulda und das Ruderfeld zu beherrschen.

Vivien Leutz wiederum setzte sich in der Altersgruppe der Vierzehnjährigen über 3.000m ins schmale Einer-Rennboot und ruderte sich kraftvoll auf den zweiten Platz in Hessen vor. Mit diesem Sprung auf das Siegertreppchen machte das Mädchen ebenfalls ihre Nominierung für den Bundeswettbewerb.

Neben den Hessischen Meisterschaften der Jugend überzeugten die jungen Ruderer des Höchster Vereins bei den parallel durchgeführten Regatta-Rennen über 1.000 m. in Kassel. Hier taten sich insbesondere die jugendlichen Ruderinnen Paula Essel und Nicole Thiele hervor. Nachdem die jungen Mädchen im Zweier-Boot ihren Lauf gegen die anderen  14 bis 15 Jahre alten Mädchen gewannen, erlaubten Paula und Nicole nur noch einer weiteren Konkurrentin sich neben sie auf das Treppchen zu stellen.

Diese überaus erfreulichen Ergebnisse bedeuten nicht nur persönliche Erfolge. Die Siege und Platzierungen der Mädchen und Jungen verhalfen dem Verein beim Vereinsvergleich zu einem sechsten Platz von 29 Plätzen. Der sechste Rang setzt ein Zeichen. Wegen der nur acht Starter ging bisher niemand von einer Vereins-Platzierungunter unter den ersten zehn Vereinen aus.

Siehe auch: Regattaergebnisse

Wanderfahrt Donau 2010

Donau-Wanderfahrt 2010 von Ulm nach Passau

Die heißeste Ruderstrecke der Welt.

Am Samstag den 10.7. startete unsere Crew mit Gisela Amend, Susann Marzona, Steffi Barthel, Michael Mayer-Marzona, Jochen Flebbe und Christian Fuchs mit der frisch lackierten Gipsmühl im Anhänger nach Ulm. Unser Ziel war der Donau Ruderclub Ulm. zukünftiges Ruderleistungszentrum Baden Württemberg. Hier waren wir also richtig. Der Ulmer Wanderwart, Herr Jakob empfing uns sehr freundlich und zeigte uns das neue Gebäude, das wir fürs Nachtquartier bezogen. Vor einem ausführlichen Altstadtrundgang kühlten wir uns noch in der hier flott fließenden Donau ab.

Sonntag morgens. Kaum zu glauben, aber der Ruderbetrieb beginnt hier bereits vor dem Kirchgang ab 6:00 Uhr. Während das hessische Team sich noch den Schlaf aus den Augen rieb, kamen einige Ulmer Ruderer schon vom Training zurück. Nach dem Frühstück reihten uns in die Schlange am Steg an und gingen aufs Wasser. “ Die Donau wird euch nicht helfen“ sagte Herr Jakob noch beim Abschied. Dieser Satz sollte sich bewahrheiten. Nach drei Kilometern kam die erste von 6 Schleusen an diesem Tag. Doch die war leider außer Betrieb. Uns blieb nichts anderes übrig, als das Boot um zutragen. Ab jetzt sollten wir dann keinem weiteren Boot mehr begegnen. Die Temperatur kletterte auf über 35 °C, der Fluss stand und ca. alle 6 km mussten wir schleusen. Der Wasserverbrauch lag bei 3 – 4 Litern pro Tag und Person. Alles wurde rausgeschwitzt, Pinkelpausen brauchten wir keine. Abends, nach 43 km, wurden wir dafür mit Blasmusik und Trachtenaufzug in Lauingen empfangen. Schwimmen, Duschen und dann ab in den Biergarten, wo wir uns erholten von dem Tag und den Spaniern und Niederländern beim Schwitzen zuschauten. Endspiel WM. Nicht jedoch für uns.

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Donauwörth. Die Donau hatte immer noch nicht die Strömung, die wir gerne gehabt hätten. Dafür viele Schwäne, hin und wieder mal ein toter Fisch, und eine Gefahr, die wir am Main nicht kennen. (Pferde-) Bremsen, und das nicht zu knapp. Ruder halt, und dem Vordermann /der Vorderfrau auf den Rücken schlagen. Hier wäre ein Riemenboot von Vorteil. Vor Donauwörth mussten wir hart Backbord in die Wörnitz. Ein kleines Flüsschen mit wenig Wasser aber vielen Störchen am Ufer. Nach ca. 2 km erreichten wir den Kanuclub, wo Boot und Hänger übernachteten, während wir die Jugendherberge Donauwörth aufsuchten.

Als erfahrener Steuermann übernahm Jochen am Dienstag morgen die Steuerleine um die Untiefen und Strudel in der Wörnitzmündung zu umschiffen, was trotz Ausfall des vorderen Bootsteiles gut gelang. Ca. 10 km vor Ingolstadt verdunkelte sich für die Rudernden von achtern zunehmend der Himmel, während Steffi, die Steuerfrau sorglos nur den sonnigen Himmel vor uns über Ingolstadt sah. Wir wurden schneller, 13 Schläge auf 200 Meter. Es wurde dunkler, Regenvorhänge rückten immer näher, bis urplötzlich der Wind auf gefühlte Windstärke 8 – 9 auf drehte. Es begann aus Eimern zu schütten, zu blitzen und zu donnern. Das bis dahin ruhige Wasser wurde zu einer wütenden See. Neptuns Tochter (unsere Steuerfrau) konnte sich nur noch an der Silhouette eines einsamen Ruderers orientieren, der uns den Weg zum Bootshaus weisen sollte. Das Boot wurde von allen Seiten befüllt. Endlich kam der Steg in Sicht und wir erreichten eine Minute von dem sicheren Untergang das rettende Ufer. Fünf Minuten später schien die Sonne, als wäre nichts gewesen.

Weiter am nächsten Morgen nach Kelheim. „Die Donau wird euch nicht helfen“. Recht hatte er, der Herr Jakob. Es ging zäh voran. Einzige Begegnung: gelangweilte Soldaten in Militärschlauchbooten. Temperatur 35°, Wind und Strömungsgeschwindigkeit gleich null, Bremsen im Übermaß. Nach der Staustufe Vohburg dann mehr Strömung. Es ging flotter vorwärts.

Pause bei Neustadt. Hier war so viel Strömung, dass wir uns ins Wasser stürzten und uns 500 m flussabwärts treiben lassen konnten. Ein tolles Badevergnügen im frischen Donauwasser. Gut erholt ging es flott weiter zum Kloster Weltenburg, wo wir das berühmte Klosterbier verkosten mussten. Ab hier waren viele Kanus, Kajaks und auch Schlauchboote auf dem Wasser. Weiter ging‘ s durch die berühmte Weltenburger Enge, den Donaudurchbruch,. Hier verläuft die Donau in engen Kurven durch eine Schlucht, vorbei an interessanten Felsformationen, Stränden und Steilwänden. Zum Glück hatten die Ausflugsdampfer schon Feierabend so dass wir gefahrlos bis zum Tagesziel Kelheim-Herrensaal weiterkamen. Für Steffi war hier die Wanderfahrt  zu Ende. Für uns gab es zur Abwechslung mal eine Übernachtung im Stroh auf dem Bauernhof Poschenrieder.

Der nächste Tag wurde ruhiger. Wir fuhren zwar auf Lücke, dafür lagen nur 25 km Strecke bis Regensburg vor uns. Ab Kelheim wird die Donau zur Bundeswasserstraße und schiffbar. Der Rhein-Main-Donau Kanal verbindet hier das Schwarze Meer mit dem Atlantik, das erste Motorschiff, die „Bettmeralp“ wurde auch schon im heimischen Ruderrevier häufiger gesichtet. Mein Vorschlag, doch nach Hause zu rudern, wurde mit 4 Stimmen gegen meine abgelehnt. Die Landschaft vor Regensburg wird mit ihren Bergen und Wäldern wieder abwechslungsreicher. Bemerkenswert waren die kleinen Fähren, die als Hochseilfähren betrieben werden, und häufig noch aus Holz gebaut sind. Von Weitem haben sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den venezianischen Gondeln. In Matting machten wir eine zünftige Brotzeit im Zunftstüberl, einem schönen Biergarten, den man nicht auslassen sollte. Am frühen Nachmittag erreichten wir den Regensburger Ruderverein. Interessant, dass zwei Rudervereine zusammen unter einem Dach in einer Art Doppelhaus untergebracht waren. Wir logierten in der Steuerbordhälfte. Nachmittags war ruderfrei, wir zogen in die Stadt, wo wir einen ausführlichen Stadtrundgang machten. Regensburg, das Florenz des Nordens beeindruckte uns mit seinem gut erhaltenen mittelalterlichen Zentrum. Auf der „Steinernen Brücke“ studierten wir den berüchtigten Regensburger Strudel und die Strömung, um für den nächsten Tag die Ideallinie zu finden.

Straubing heißt unser nächstes Tagesziel. Ich hatte Landdienst und fuhr den Hänger schon mal vor. Dabei nutzte ich die Gelegenheit zum üben: Rückwärts fahren mit Hänger. Gar nicht so leicht. Mittags Landdienstwechsel an der Schleuse Geisling. Wir durften durch die riesig große Schleuse. Ab hier gibt es keine Sportbootsschleusen mehr, nur noch Umtragemöglicheiten, immerhin mit Bootswagen. Der Fluss hatte nach der Schleuse etwas Strömung, die sich nach 2 Kilometern wieder auf Null reduzierte. Badepause und Abkühlung. Weiter bei sengender Sonne. Das Wasser wie Blei. Wir ziehen, ohne das Gefühl zu haben, voranzukommen. Das Schwarze Meer drückt von vorn, jedenfalls fühlte es sich so an. Wir sehnen nur noch das Ziel herbei. Die Stimmung kippt. Wir riefen Susann, unseren Landdienst an, Sie sollen was zu trinken und ein paar Pizzen besorgen, da wir unmöglich vor 21 Uhr Straubing erreichen würden. Susann war leider nach einem Begrüßungsbier in Straubing nicht mehr fahrtüchtig und konnte unsere Wünsche zwar verstehen, aber nicht erfüllen. Shit happens. Plötzlich kommen wir an eine Schleuse, wo laut Plan keine sein sollte. Wo waren wir? Wir fragten einen Herrn, der an der Mole stand. Wir würden schon erwartet und seien schon in Straubing. Wir sollten uns einen Bootswagen nehmen und könnten das Boot ca. 800 m direkt zum Ruderclub schieben. Gerettet. Beim Bier und Schnitzel ließen wir den strapaziösesten Tag der Tour hinter uns.

Vilshofen, wir kommen. Beim Ablegen überlegte sich Michael, ob er nicht doch mit rudern sollte. Den Wagen würde er später holen. Eine gute Idee nach dem Tag vorher, zumal uns für heute die längste Etappe von ca. 70 km bevorstand. Schnell waren die Skulls in den Dollen und ab ging‘ s, endlich wieder mit voller Besetzung. In Deggendorf machten uns viele Motorsportboote (wieso eigentlich Sport?) das Rudern schwer. Dafür half ab Deggendorf die Strömung, so wie wir es uns für die ganze Fahrt gewünscht hätten. Kurz nach Deggendorf stieg Michael aus, um den Wagen mit Hänger  zu holen. Mittlerweile kühlte die Temperatur auf ca. 20° herunter, was uns sehr angenehm war nach den heißen Tagen davor. Gegen 19:30 Uhr erreichten wir dann endlich Vilshofen und freuten uns auf die warme Dusche. Dort die Freude währte nicht lange. Der RC Vilhofen befand sich gerade im Umbau und die Duschen waren außer Betrieb, nur eine Gardena-Gartendusche (mit anfangs 2 m warmen Wasser) stand uns (fast) auf der Landebahn des benachbarten Kleinflughafens zur Verfügung. Na, ja, das ging dann ruckzuck.

Sonntags nur noch schlappe 20 km nach Passau. Locker ging’s morgens ans Boot, wir spuckten in die Hände und 2 Stunden später waren wir in Passau an der Schleuse. Schnell den Wagen mit dem Hänger geholt, das Boot ausgehoben, aufgeladen und dann mal richtig duschen im RC Passau, direkt am Inn, am Sperrwerk gelegen. Michael hatte uns hier angemeldet, so dass wir frisch geduscht und geföhnt, in Zivil zum Ruderfahrtsabschlussessen in Passau einkehrten.

Eine Reise über 358 Ruderkilometer, mit 20 Schleusen, 8 Übernachtungen, Unmengen Liter Trinkwasser, 2 Tuben Hirschtalg, 3 Flaschen Sonnencreme, ??? Liter Bier, Schnitzel und. Brathendl. ging hier zu Ende. Die Durchschnittstemperatur betrug mindestens 33,6°C, die Fließgeschwindigkeit der Donau im Schnitt unter 0,5 km/Std.

Christian Fuchs

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Beispiel einer guten Wanderfahrt- Planung